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Letzte Bearbeitung: 11.1.2011
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Wer war Gottfried Günther Röller?

Gottfried Günther Röller wurde am 11.11.1783 in Schönfels bei Zwickau geboren. Sein Vater war der Pfarrer Traugott Günther Röller, der sich mit seinen »Dorfpredigten für gemeine Leute« – erschienen ab 1790 in vier Bänden und in drei Auflagen – einen Namen gemacht hatte. Nach dem Besuch der Fürstenschule in Grimma studierte Gottfried Günther Röller mit Beginn des Wintersemesters 1801 Theologie in Leipzig. Von 1804 an verdiente er sich seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer.

1808 wurde er in Wittenberg mit der Dissertation »De optima ratione historiae tradendae« zum Doktor der Philosophie promoviert. 1811 legte er in Breslau das Oberlehrerexamen ab. Von 1811 bis 1815 war er Hauslehrer bei dem Burggrafen Fabian von Dohna auf Mallmitz bei Sprottau. Dieser ermöglichte ihm von 1815 bis 1818 ein unbekümmertes Leben als Privatier. Wohl in dieser Zeit lernte er den Deklamator und Imitator Karl Friedrich Solbrig (1774-1838) kennen, in dessen »Almanach der Parodieen und Travestien« aus dem Jahre 1816 Röller zehn Beiträge veröffentlichte. Den zweiten Band des Almanachs gab Röller 1818 selbst heraus; er enthielt 26 von ihm selbst verfasste Parodien.

1818 ging Röller als Oberlehrer an das evangelische Gymnasium nach Groß-Glogau in Niederschlesien. Neben Griechisch und Hebräisch unterrichtete er in der Hauptsache Latein, außerdem hielt er Deklamationsübungen ab und gab ab 1832 der »Peter-Schmidschen-Methode« folgend auch Zeichenunterricht. Anlässlich seines 25-jährigen Amtsjubiläums wurde er zum Professor ernannt. 1855 ging er nach 37 Jahren Dienstzeit in den Ruhestand und wurde Ehrenbürger der Stadt Groß-Glogau. Er starb in Glogau am 10.5.1869 im Alter von 85 Jahren.

Röller war ein humorvoller und musisch veranlagter Mensch. Er entspannte sich beim Klavierspielen und liebte das Zeichnen. Seine Stammbücher, die über 500 von ihm gefertigte Bleistiftzeichnungen enthalten, sind von bleibendem kunsthistorischem Wert. An erster Stelle aber stand für ihn das Dichten. Seine Gedichte standen anfangs überwiegend im Zeichen Schillers, sei es in der Form der Parodie wie in den Almanachen [1], oder der lateinischen Übersetzung wie im Falle der »Glocke« und der Ode »An die Freude«. Später als Lehrer verfasste er lange lateinische Lehrgedichte, die um den schulischen Alltag in Glogau und Themen der Pädagogik kreisten. Bis heute ist von ihm in Erinnerung geblieben »Der Kaffee«, eine Parodie auf Schillers »Glocke«. [2]

Vgl. Arno Bliedner: Magister Röller. Leben eines Originals, Pädagogisches Magazin Heft 331, Langensalza 1908, S. 1-40. – [1] 15 seiner 36 Almanach-Parodien sind Parodien auf Gedichte von Schiller. – [2] Letzte Veröffentlichung auf der Hörbuch-CD Schillers »Glocke« auf den Kopf gestellt. »Das Lied von der Glocke« - Original und Parodie, gelesen von Gunter Böhnke, Dieter Hildebrandt, Hans Korte und Gert Westphal, Hamburg 2005. Druckausgaben z.B.: Gisela Schrader (Hg.): Das Lied vom Kaffee. Eine Parodie, niedergeschrieben von Helene Hanken, Holzbüttgen 1995; David Haek: Parodien und Travestien, Leipzig [1912], S. 30-42; Zacharias Funcke (Hg.): Das Buch deutscher Parodieen und Travestieen, 1. Cyclus, Erlangen 1840, S. 29-41.

Verzeichnis seiner Schriften

SCHILLER'S ODE an die Freude. Nach dem Versmaasse derselben ins Lateinische übersetzt von Gottfried Günther Röller, Sorau 1810.

SCHILLER'S GLOCKE. Ins Lateinische übersetzt von Gottfried Günther Röller, Leipzig [1817].

ALMANACH DER PARODIEEN und Travestien. Hrsg. v. M. Gottfr. Günth. Röller, Zweyter Almanach, Leipzig 1818.

CARMEN PARAENETICUM ad praeceptores auctoritatem suam apud adolescentiam conservaturos. Programm des Königlichen Evangelischen Gymnasiums zu Groß-Glogau, Glogau 1826.

ERDMANN HUNGER'S hinterlassene Papiere. Abgedruckt für die Freunde des Verstorbenen, Glogau 1826.

SCHOLA VESPERTINA. Ein Lehrgedicht über die Erhaltung des Ansehns bei der Schuljugend, lateinisch und deutsch, Glogau / Lissa 1828. – Neu hrsg. v. Arno Bliedner: Magister Röller. Leben eines Originals, Pädagogisches Magazin Heft 331, Langensalza 1908, S. 41-65. – Umfang: 464 Verse.

MAGISTER VIVAX. Carmen didacticum, Programm des Königlichen Evangelischen Gymnasiums zu Groß-Glogau, Glogau 1831. – Umfang: 728 Verse.

EMPFEHLUNG der Peter Schmidschen Methode, durch wissenschaftliche Behandlung der Aufgaben versucht von G. G. Röller, Glogau 1834.

DISCIPLINA COMMENDATRIX sive remedia pigritiae. Carmen didacticum, Programm des Königlichen Evangelischen Gymnasiums zu Groß-Glogau, Glogau 1836. – Umfang: 574 Verse.

PYRENEUS GENER MONETAE. Carmen de tempore scholae in studies literarum frustra contrito, Programm des Königlichen Evangelischen Gymnasiums zu Groß-Glogau, Glogau 1841. – Umfang: 626 Verse.

COELUM LUDI MAGISTRORUM. Carmen elencticum de ordine doctorum aliis feliciore, Programm des Königlichen Evangelischen Gymnasiums zu Groß-Glogau, Glogau 1847. – Umfang: 452 Verse.

RECORDATIONES scholae Grimensis in carmine ejusque explanatione, Programm des Königlichen Evangelischen Gymnasiums zu Groß-Glogau, Glogau 1852. – Umfang: 196 Verse.