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Letzte Bearbeitung: 4.12.2014
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Wer war Ernst Friedrich Haupt?

Ernst Friedrich Haupt wurde am 31.5.1774 in Zittau als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns geboren. Im Alter von drei Jahren verlor er seine Mutter. Um ihn und um seine vier Geschwister kümmerten sich fortan die Schwester des Vaters und eine Kinderfrau. Zunächst wurde er nur von Privatlehrern unterrichtet. Die ersten Lateinstunden erhielt er bereits im Alter von vier Jahren. Nach dem Besuch des Zittauer Gymnasiums (1789-1791) studierte er in Leipzig und Göttingen und wurde dort 1797 zum Doktor der Rechte promoviert. Danach kehrte er nach Zittau zurück und wurde Oberamtsadvokat. 1799 heiratete er die Pfarrerstochter Eleonora Lachmann. Der Ehe entstammte ein Sohn, der bedeutende Philologe Moriz Haupt (1808-1874).

In zahlreichen öffentlichen Funktionen bemühte sich Haupt um das Wohl seiner Vaterstadt. 1804 wurde ihm das Amt eines Syndikus übertragen. Von 1810 bis 1832 war er Bürgermeister von Zittau. Die Armenfürsorge und das Schulwesen lagen ihm besonders am Herzen. Seinem sozialen Engagement stand ein großes wissenschaftliches Interesse zur Seite. 1822 wurde er Mitglied der Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften. 1823 erhielt er von König Friedrich August I. das Ritterkreuz des Zivilverdienstordens.

Im Zuge der Umgestaltung und Demokratisierung des sächsischen Städtewesens musste Haupt 1832 als Bürgermeister zurücktreten und sich der Wiederwahl stellen. Als ihm die Bürgerschaft das Vertrauen verweigerte, zog er sich tief gekränkt aus dem öffentlichen Leben zurück. Das ihm angetragene untergeordnete Amt eines Syndikus schlug er aus und verlor dadurch seine Pension. Der finanzielle Verlust wog nicht schwer, aber die Geringschätzung seiner Lebensarbeit, wie er meinte, machte ihn krank und schwermütig.[1] Um den Kranken kümmerte sich viele Jahre lang in aufopfernder Weise sein Sohn Moriz.

Nachdem sich Besserung eingestellt hatte, beschäftigte sich Haupt mit wissenschaftlichen Studien. Neben den »Carmina X Goethii« (1841), die sein Sohn zum Druck brachte, entstammen seiner Feder die »Hymni sacri poetarum Germanicorum« (1842), eine Sammlung ins Lateinische gebrachter deutscher Kirchenlieder. Als sein Hauptwerk aber gilt eine mit historischen Anmerkungen versehene Ausgabe des Zittauer Chronisten Johann von Guben (1837). Ernst Friedrich Haupt starb am 1.5.1843 in Zittau.

Vgl. Friedrich Lindemann: Memoria Ernesti Friderici Haupti olim Consulis Zittaviensis, Programmschrift, Zittau 1845; Art. Dr. Ernst Friedrich Haupt, in: Neuer Nekrolog der Deutschen, 21. Jg., 1843, Weimar 1845, S. 339-342; August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Aufzeichnungen und Erinnerungen, Bd. 2, Hannover 1868, S. 305 ff; Christian Belger: Moritz Haupt als academischer Lehrer, Berlin 1879, S. 1-14 u. 335-339 (Abdruck einiger Gedichte Haupts). – Haupts Schilderung seiner Kindheit findet sich bei Gustav Freytag: Bilder aus der deutschen Vergangenheit, 4. Bd.: Aus neuer Zeit, 13. Aufl., Leipzig 1882, S. 325-347. – [1] „Der stolze und strenge Mann wurde durch Lieblosigkeiten und Undank in tiefster Seele erschüttert, er zog sich von jeder öffentlichen Thätigkeit zurück, und keine Bitten und nicht die aufrichtige Reue, die seinen Mitbürgern nach kurzer Zeit kam, vermochten ihn, die herbe Kränkung jener Jahre zu vergessen, die sein Leben bis in das Mark ergriffen hatte. Wenn er still vor sich hinsehend durch die Straßen ging, eine schöne finstere Greisengestalt, dann – so erzählen Augenzeugen – zogen die Leute mit scheuer Ehrfurcht von allen Seiten die Mützen, er aber schritt, ohne rechts und links zu sehen, durch den Haufen.” (Gustav Freytag, ebd., S. 326)

Verzeichnis seiner Schriften

VORLESUNGEN ÜBER LAND- UND SEEREISEN gehalten von Herrn Professor Schlözer. Nach dem Kollegheft des stud. jur. E. F. Haupt (Wintersemester 1795/1796), hrsg. v. Wilhelm Ebel, 2., durchges. Aufl., Göttingen / Berlin / Frankfurt / Zürich 1964.

DE POENA ADULTERII ex lege Iulia de coercendis adulteriis, Diss., Leipzig 1797.

JAHRBUECHER des zittauischen Stadtschreibers Johannes von Guben und einiger seiner Amtsnachfolger, Goerlitz 1837.

CARMINA X GOETHII Latine reddidit Ernestus Fridericus Haupt, Leipzig 1841. – Anlässlich des 150. Geburtstages von Goethe 1899 wurden die zehn Gedichte von der Weidmannschen Buchhandlung in Berlin unter Beigabe einiger Übersetzungen aus dem »Faust« und weiterer Gedichtübersetzungen Haupts neu herausgegeben. Der Titel lautet: Gedichte Goethes ins Lateinische übertragen von Ernst Friedrich Haupt. – Zuletzt: Carmina X Goethii. Latine reddidit Ernestus Fridericus Haupt, Hannover 1946.

HYMNI SACRI poetarum aliquot Germanicorum in linguam Latinam transtulit Ernestus Fridericus Haupt, Leipzig 1842.

ÜBER DR. JOHANN BENEDICT CARPZOV als Historiker, Goerlitz 1842.

WILHELM UND KONRAD, BRÜDER NESEN, Nikolaus von Dornspach und M. Procopius Naso, Zittau 1843.